Passion Alpen

Ruhrgebietskind

Klein-Gabi im Schrebergarten von Tante Ida und Onkel Fritz

Ich kenne ihn noch, den ‚Kohlenpott‘ Nordrhein-Westfalens mit seinen rauchenden Schloten. 1953, während der letzten Blütezeit des Ruhrbergbaus, war das erste, was ich nach meiner dramatischen Geburt erblickte, das grelle Licht eines Kreißsaales in Gelsenkirchen. Die Schönheit der Alpen war weit entfernt und blieb es auch – mindestens 500 km in der Luftlinie. Beklagt hatte ich das nie, bin ich ja fest in meiner pulsierenden Heimat verwurzelt. Und da ich die abschreckenden hohen Berge der Alpen ohnehin nur mit Plackerei und Eintönigkeit assoziierte, schienen sie für eine immerzu Bronchialkranke wie mich als Quell der Erholung und Erbauung sowieso ungeeignet zu sein.

Richtungswechsel

Einer der Wege, der auf mich gewartet hat

Dennoch sollte es so sein, dass ich mich mit 40 Jahren zu einer mehrtätigen Wandertour bewegen ließ – und siehe da: Ich verliebte mich rettungslos, wollte ab sofort nirgendwo sonst hin. Von dieser Zeit an arbeitete ich konsequent an der Verbesserung meiner Fitness und Gesundheit. Zweimal im Jahr setzte ich mich in einen ICE und fuhr allein oder in Gesellschaft gen Süden, spürte mein Herz klopfen, wenn sich in der Ferne die blassblaue Gebirgssilhouette zeigte. Stets war ich in Eigenregie unterwegs, weil ich die Berge besonders wegen ihrer Stille und Einsamkeit liebe und dem Learning-by-doing viel abgewinnen kann. So sind mir die Alpen zur zweiten Heimat geworden, jeder Pfad ist wie ein Freund, der auf mich wartet.

Was du liebst, musst du tun

Großmutter

Meine Arbeit als Sozialarbeiterin liegt zurück, auch meine Verantwortung als Mutter dreier Kinder. Heute bin ich mehrfache Großmutter und gehöre als über 65jährige den motivierten Vor-Alten, den sogenannten Best Agers an. Nichtsdestotrotz schreiten die Jahre voran wie meine Kniearthrose. Mehr denn je muss ich mich allen körperlichen Gegebenheiten anpassen, was auch für meine Füße gilt. Weil die Sturzgefahr durch häufiges Umknicken zu groß geworden ist, trage ich ausschließlich Barfußschuhe. 2017 hatte ich ausprobiert, was mich bis dato nicht interessiert hatte: das Radfahren im Gebirge. Ich kämpfe um meine Passion! Etwas ist doch erst vorbei, wenn es aufgegeben ist. Wandern, radeln, Abstiege meiden, Etappen kürzen… kommt es nicht in jeder Lebensphase darauf an, den ganz persönlichen Weg zu finden? Die geniale Kraft der Sehnsucht treibt mich an wie eh und je und ich werde ihr folgen, solange, bis ich im Ohrensessel sitze und sich alle Bergabenteuer allein im Kopf und in den Büchern abspielen, die ich geschrieben habe.

Schreiben… die andere Leidenschaft.